Die Legenden der Weltentaucher - Die Reise des Alchemisten (German Edition) by Bußmann Hilke-Gesa

Die Legenden der Weltentaucher - Die Reise des Alchemisten (German Edition) by Bußmann Hilke-Gesa

Autor:Bußmann, Hilke-Gesa [Bußmann, Hilke-Gesa]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Die Legenden der Weltentaucher - Die Reise des Alchemisten
veröffentlicht: 2014-09-24T22:00:00+00:00


Acadius stand vor dem Fenster. Die breiten Stoffbahnen waren zur Seite gezogen und eröffneten ihm den Blick in die Welt. Bei Tageslicht sahen die gegenüberliegenden Hauswände unbedrohlich aus. Die Fenster lagen wie friedliche Augen im Mauerwerk, die von Dunkelheit durchtriebene Gasse lag zu seinen Füßen und wirkte sogar freundlich auf ihn. All die Angst, die er in der letzten Nacht verspürt hatte, hing wie ein eiserner Mantel um seine Schultern. Unglaublich, dass selbst bei ihrer Rückkehr die Furcht seinen Körper im Griff hatte und er sich nur in Jolandas Schatten in die Gasse gewagt hatte. Erst als Jolanda die Eingangstür hinter sich geschlossen und verriegelt hatte, war er im Stande gewesen, sich von ihr zu lösen. Der wütende Blick der alten Frau hatte ihn wenige Sekunden danach getroffen und ihn die restliche Nacht in seinen Träumen verfolgt. Die Worte, die sie mit Jolanda auf ihrer Sprache gewechselt hatte, klangen voller Vorwürfe. Er hatte die Botschaft verstanden, ohne die genaue Bedeutung zu kennen.

Die Tür zu seinem Zimmer öffnete sich mit dem bekannten Quietschen und Knarren. Acadius schreckte nicht zusammen, er hatte sich an das dröhnende Geräusch schon gewöhnt.

»Acadius?«

Acadius wandte sich langsam um, sein Herz machte vor Freude einen leichten Hüpfer. Er hatte die Stimme längst erkannt und sie den ganzen Morgen herbeigesehnt. Jolanda lehnte lässig im Türrahmen, die Arme vor der Brust verschränkt.

»Ja?«

Acadius versteckte seine Freude nicht und ging langsam auf sie zu. Sonnenstrahlen verfingen sich auf ihrem Gesicht und ließen es erstrahlen.

Ihre Haut war nicht so blass wie seine, eher von einem leichten, hellbraunen Ton. Heute hatte sie ihre Haare nach hinten zusammengebunden, nur einzelne Strähnen fielen an ihrem Ohr entlang und berührten ihre Schultern.

»Nonna möchte dich sehen.«

Ihr Lächeln erstarb schlagartig. An dessen Stelle legte sich ein Schatten über ihr Gesicht. Abrupt blieb Acadius stehen, die Freude, seine Antriebskraft, hatte sich in Luft aufgelöst.

»Was ist?«, fragte er, doch er kannte die Antwort bereits. Jolanda zuckte mit den Schultern und stieß die Tür mit dem Fuß weiter auf.

»Rede am besten mit ihr. Sie wird es dir erklären.«

Die Kühle in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Acadius neigte den Blick nach unten und ging langsam an ihr vorbei. Sein Arm streifte ihren.

»Nonna ist im Wohnzimmer. Dort, wo du Pietro gestern gesehen hast.«

Acadius beachtete ihre letzten Worte nicht, ging einfach Schritt für Schritt weiter. Kaum hatte er den Wohnraum erreicht, sah er die alte Frau auf dem bettähnlichen Möbelstück sitzen. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt und unterhielt sich mit dem Mann, an dem er sich gestern Nacht vorbeigeschlichen hatte. Acadius blieb mitten im Raum stehen, wartete auf eine Reaktion.

»Acadius, komm und setz dich zu uns.«

Nonnas Worte drangen kaum zu ihm durch. Langsam wandte sie ihren Kopf zu ihm und deutete auf den freien Platz neben sich. Er tat wie ihm geheißen und ließ sich auf den weichen Stoff nieder. Jolanda nahm ihm gegenüber Platz. Sie stützte die Hände auf den Oberschenkeln ab und blickte starr auf den Boden.

»Ich möchte nicht lange nach den richtigen Worten suchen«, begann Nonna und rückte ein Stück zu ihm auf.



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